Die Körpersprache im Bewerbungsgespräch verrät meist das, was wir nicht aussprechen. Gerade in einem Jobinterview wird sehr genau hingeschaut, wie ein Kandidat:in sich verhält. Denn die Bewegungen des ganzen Körpers, inklusive der Gesichtszüge, verraten mehr, als wir selbst denken. Auch wirkt die Körpersprache nonverbal auf uns ein. Worauf kommt es denn bei einem Interview wirklich an? Etwas vorneweg: Es gibt keine korrekte oder einzige Körperhaltung, die zum Erfolg führt. Es ist vielmehr ein Zusammenspiel von Aussagen und Körperhaltung, die harmonieren müssen. Erst dann sieht ein Gegenüber, ob alles wirklich zusammenpasst oder ob sich jemand zu verstellen versucht. Dennoch gibt es Tipps, wie man sich seiner Körperhaltung bewusst werden kann und was diese aussagt.
Von Daniele Bardaro
Trainer Bewerbungsgespräche
Lesezeit 6 Minuten
Der erste Eindruck zählt
Die Körpersprache im Bewerbungsgespräch
Haben Sie sich bereits vor dem Gespräch über das Interview Gedanken gemacht, ober haben Sie vielleicht ein Training für Ihr nächstes Vorstellungsgespräch absolviert, dann werden Ihnen folgende Zeilen bekannt vorkommen. Den Personalverantwortliche machen sich meist nach wenigen Minuten darüber Gedanken und entscheiden, wie das Vorstellungsgespräch ausgehen wird. Und liegen auch in den meisten Fällen richtig damit. Darum hier zuerst einmal die offensichtlichen Fehler während eines Interviews:
- Eine schlaffe und in sich zusammengesunkene Körperhaltung
- Ein Start in das Interview ohne ein Lächeln
- Ein unbestimmter Händedruck
- Nervöses Gezappel und übertriebene Handbewegungen
- Oder das Gegenteil: Verschränkte Arme
- Kein Blickkontakt
Nun ist es so, dass jemand in einer Interviewsituation nervös sein kann. Dies sollte sich jedoch bald wieder legen, damit das Interview nicht quälend wird. Hier spielt es eine Rolle, ob jemand im Interview während der ganzen Dauer nervös bleibt, merkwürdige Bewegungen macht oder abweisend dasitzt. Anfängliche Unsicherheit wird grösstenteils toleriert, aber nicht lange. Da empfiehlt es sich, als Vorbereitung, ein Interviewtraining zu absolvieren. Das hilft die Nervosität abzubauen und selbstbewusst ein Interview anzutreten.
Der erste Händedruck
Als Erstes steht natürlich immer der Händedruck. Dieser sollte kurz und verbindlich sein. Ein zu langer Händedruck wird ebenso negativ aufgenommen wie ein schlaffer Händedruck. Man muss nicht einen Schraubstock nachahmen, sollte aber auch nicht die Hand nur passiv in die Hand des Gegenübers legen. Dieser Punkt ist für sich gesehen schon ein Kriterium, der bei einer Entscheidung für oder gegen einen Kandidaten eine Rolle spielen kann. Damit es klappt, hier die wichtigsten Punkte:
- Bei der Begrüssung immer aufstehen
- Sich mit Namen vorstellen
- Blickkontakt herstellen – und halten!
- Es heisst Händedruck, nicht Hände schütteln. Der Händedruck dauert maximal 4 Sekunden.
Dies ist die erste Hürde. Denn dass man zu einem Interview eingeladen wurde, bedeutet nichts anders als mal den Kandidaten anhand weiterer Faktoren und auch Soft Skills kennenlernen will. Denn das Dossier wurde bereits eingereicht und für ausreichend für ein Interview befunden. Nun gilt es also, sich richtig zu präsentieren.
Nach dem Händedruck setzt man sich zum Jobinterview hin. Und schon lauern die nächsten Herausforderungen. Hier gilt es zu wissen, wie Sie in einem Jobinterview punkten können. Im besten Fall wird ein Stuhl zugewiesen, erst dann setzt man sich. Und dann kommt der entscheidende Punkt: Man sitzt aufrecht. Und das heisst ganz klar, nicht zusammengesunken im Stuhl sitzen, nicht die Arme vor den Oberkörper pressen, nicht allzu bequem zurücklehnen und nicht mit übereinander geschlagenen Beinen zappeln. Dem Gegenüber zugewandt und aufrecht sitzen, zeugt von Interesse.
Während den Fragen bei einem Vorstellungsgespräch wird sehr auch auf kleine Bewegungen geachtet. Herumfuchteln, nervöses Kratzen am Kopf, mit der Kleidung spielen – keine gute Idee. Das Gegenüber wertet das und der Kandidat sich damit auch gleich ab. Doch was macht man mit den Händen? Dies ist natürlich ein schwieriger Punkt, aber auch hier gibt einige Tipps, die man beachten sollte.
Die Hände beim Vorstellungsgespräch
Die Hände liegen die meiste Zeit ruhig und offen auf dem Tisch, nicht einfach nur schlaff im Schoss. Man kann sich Notizen machen, sollte aber nervöses herumgekritzelt vermeiden. Antworten kann man mit reduzierten Handbewegungen vor dem Körper unterstreichen. Wenn mit dem Finger auf das Gegenüber gezeigt wird, dann wird das sehr negativ aufgefasst.
Diese Gesten und Handbewegungen fallen immer positiv auf:
- Die Hände sollten immer sichtbar und offen sein. Das zeigt eine Offenheit und vermitteln, dass man nicht zu verbergen hat.
- Hände halten wie, wann man einen Ball umfasst. Dies zeigt die Überzeugung an dem, was gesagt wird und strahlt Interesse aus.
- Rollende Hände, die um sich selbst kreisen. Dies zeugt von Dynamik und wird für verstärkte Empathie eingesetzt.
Wenn zu viel Nervosität aufkommt
Die Fingerspitzen beider Hände aneinanderlegen. Dies strahlt wieder Ruhe aus und erzeugt ein Bild von Selbstbewusstsein. Aber nur die Fingerspitzen, sonst sieht es schnell aus, als würde man beten. Oder man sucht im Internet nach der sogenannten «Merkel-Raute».
Folgende Gesten fallen eher negativ auf
- Sich knetende Hände. Zeugt von Verunsicherung und Unehrlichkeit.
- Ständig in die Bewerbungsunterlagen schauen.
- Sich umklammernde oder verschränkte Finder. Dies wird eher als zu passiv beurteilt oder zeigt, dass an sich zur Zurückhaltung zwingen muss.
- Blick auf die Uhr. Eine der unhöflichsten Gesten überhaupt. Dem Gegenüber ist es egal, ob man sich langweilt, den Zug erwischen möchte oder die Parkuhr abläuft.
Der Spiegeleffekt
Wenn man es schafft, sich dem Gegenüber anzupassen, spricht man von einem sogenannten «Spiegeleffekt». Das nicht offensichtliche Kopieren der Körperhaltung des Gegenübers signalisiert Sympathie und stärkt die Empathie. Man kann das genau beobachten: Wenn man die Beinhaltung oder eine Mimik kopiert, stimmt es das Gegenüber unbewusst positiver. Und oftmals geschieht das Anpassen der eigenen Körperhaltung sogar unbewusst, wenn das Gegenüber sympathisch ist.
Dies kann sogar bewusst oder unbewusst auf weitere Bereiche ausgeweitet werden. Auch die Geschwindigkeit beim Sprechen, die Tonlage, die Atemfrequenz und vieles mehr kann der Spiegeleffekt beeinflussen. Das bekannteste Beispiel dafür ist das Gähnen. Das Gegenüber wird Mühe haben, es nicht zu tun. Wobei das Gähnen natürlich in einem Interview nicht passend ist!
Die nonverbale Kommunikation
Die Mimik
Mimik bedeutet nichts anderes als die Bewegungen im Gesicht, also der Augen, der Lippen, dem Mund, aber auch der Stirn. Diese Art der Kommunikation ist viel stärker, als man es sich im Alltag bewusst ist. Doch sagen Bewegungen im Gesicht viel mehr aus als mit Worten erklärt werden kann. Vor allem, wenn das Gesagte mit der Mimik nicht übereinstimmt, so fällt das schnell auf. Man denke nur an ein erzwungenes Lächeln. Dies kann jeder meist sofort durchschauen. Somit ich ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht weitaus aufschlussreicher als ein Telefongespräch. Üben Sie mit Ihrem Job- und Bewerbungscoach die wichtigsten Merkmale der nonverbalen Kommunikation und gewinnen so das Vorstellungsgespräch.
Die 7 Grundemotionen
Es gibt sieben Grundemotionen, die ein Mensch überall auf der Welt sofort erkennen und deuten kann:
- Freude
- Wut
- Trauer
- Überraschung
- Verachtung
- Ekel
- Angst
Das Erkennen von Emotionen bildet einen der Grundsteine für ein Miteinander, erlaubt es doch das Gegenüber einzuschätzen. Und so ist es auch ein wichtiger Bestandteil eines Interviews. Grundsätzlich geht es beim Interview herauszufinden, ob jemand in die Firma oder ein Team passt. Und dies kann in einem persönlichen Gespräch und dem Fokus auf die Mimik schnell klar werden, unabhängig von den Qualifikationen wie Ausbildung oder Erfahrung.
Die unbemerkten Gesten
Gerade in etwas aussergewöhnlicheren Situationen wie eben einem Interview treten fast unmerklich kleine Bewegungen im Gesicht aus, die man fast nicht beeinflussen kann. Trotzdem kann man bei sich selbst überprüfen, welche Signale man aussendet:
- Den Blick gesenkt halten: Zeigt Unsicherheit
- Gerümpfte Nase: Offenbart Ablehnung
- Augenbrauen hochziehen: Kann Überraschung oder Skepsis zeigen
- Augen verdrehen: Signalisiert Ungeduld und Unverständnis
- Die Stirn runzeln: Zeugt von Nachdenklichkeit, kann aber auch Ablehnung zeigen
- Starren: Ein unangenehm langer Blick kann Dominanz vermitteln (Niederstarren)
- Gehäuftes Blinzeln: Sind Anzeichen von Unsicherheit, Nervosität oder Anspannung
Die Geheimwaffe «Lächeln»
Diese Gesichtsbewegungen sind nicht sehr einfach zu konzentrieren. Doch muss man sich bewusst sein, dass Mimik eine grosse Aussagekraft hat. Es gibt aber sogar einen Trick, den man anwenden kann, um sogar sein Hirn zu überlisten: das Lächeln. Wenn man lächelt, kann das sogar das eigene Gehirn überzeugen. Das hört sich erstmals merkwürdig an, funktioniert aber: Wenn man lächelt, also seine Gesichtsmuskeln entsprechend bewegt, sendet dies Signale an den Denkapparat.
Das Gehirn unterscheidet nicht, ob das Lächeln gerade real ist oder nicht. Es reagiert mit positiven Antworten, nämlich dem Ausschütten von Glückshormonen. Dies kann man ganz einfach selbst an sich testen. Nach einer als merkwürdig empfundenen Anfangsphase (erzwungenes, unechtes Lächeln) reagiert das Denkzentrum. Und bringt den Menschen in eine positive Ausgangslage. Trotzdem: Es muss echt sein. Ansonsten wird es als Arroganz und Überheblichkeit gelesen.
Die Körperhaltung
Zu Beginn des Artikels wurde auf die Körperhaltung hingewiesen. Nun gibt es neben der Beinhaltung, den Armen, der Gestik und der Mimik etwas am Körper, welches für sehr viele Emotionen steht und daher sehr viel aussagen kann: die Schultern. Nicht umsonst haben Generationen von Müttern den genau gleichen Satz gesagt: Sitz gerade!
Jeder kennt die hängenden Schultern. Sie sind ein Zeichen von Zweifeln oder Traurigkeit. Demgegenüber signalisieren eine aufrechte Körperhaltung und ein leicht vorgebeugter Oberkörper Interesse und Zugewandtheit. Auch signalisiert eine aufrechte Körperhaltung Dynamik und Stärke. Daher lohnt es sich, sich selbst einmal zu beobachten, wenn man in einem Gespräch sitzt. Mit einem gestreckten Rücken fühlt man sich gleich wacher und aufmerksamer.
Die Körpersprache zählt zur nonverbalen Kommunikation und ist Ausdruck unserer Denkhaltung, Wünsche, Wollens, Verhaltens und Gefühle. Und diese wirken bewusst oder unbewusst auf den Gesprächspartner, ohne dass wir hierbei viel beitragen können. Signale wie Freude und Heiterkeit, Angst und Nervosität sind an unserer Körperhaltung zu erkennen. Wir nehmen als Beispiel durch Händedruck, Sitzposition, Kopfhaltung, Blickkontakt usw. Makroexpressionen wahr, die mit blossem Auge zu erkennen ist. Mikroexpressionen, die unbewusste Wahrnehmung unserer Körpersprache ist genauso wichtig, weil die auch dazu führt, Entscheidungen über das Bauchgefühl zu fällen.
Die unbewussten und bewussten Signale des Körpers
Die unbewussten Signale der Körpersprache werden unbewusste Gesten vorausgesetzt, mit denen der Körper auf Situationen, Gefühle oder Auftritt des Gegenübers reagiert. Kommen zwei Personen zusammen, der eine schüchtern, der andere selbstbewusst, wird dabei sofort klar, wer welche Persönlichkeitsmerkmale aufweist. Auch zum Beispiel bei der Überbringung einer schlechten Nachricht wird es schwierig sein, die Signale der Betroffenheit im Gesicht oder in der Körperhaltung zu unterdrücken. Angst, Langeweile oder Spannungen können sich gut in der unbewussten Körpersprache widerspiegeln.
Die bewussten Signale deuten mehr auf angelernte oder antrainierte Fähigkeiten hin. Ein Lächeln, ein bestimmter Blick, bei einem Treffen ein selbstbewusster Händedruck, oder beim Bewerbungsgespräch eine aufrechte Körperhaltung zu haben, aber auch Reaktionen wie Kopfschütteln oder Nicken gehören zu den bewussten Signalen in der Körpersprache. Jeder Mensch kann durch Beobachten der Gestik oder Signale Schlüsse ziehen und die bewusste Körpersprache dadurch beeinflussen.
Die Wirkungen bei der Körpersprache
Studien belegen, dass es schwierig ist, mit dem Körper zu lügen. Unser Körper, unsere Stimme und das gesprochene Wort sind eine Einheit, die nicht voneinander getrennt werden können. So sind für den Gesamteindruck einer Person nur 7% der gesprochenen Worte verantwortlich, während 38% auf den Tonfall der Stimme und 55% auf die Körpersprache entfallen.
Wenn man alle diese Punkte berücksichtigt, ist schon sehr weit und kann sich etwas entspannter in ein Interview begeben. Es gibt noch weitere Punkte, die vor einem Interview wichtig sind, damit es gut beginnen kann.
Im letzten Moment erscheinen
Wer auf den letzten Drücker in ein Interview rennt, ist nicht mehr konzentriert. Die Aufmerksamkeit lässt nach und man vergisst schneller den Faden.
Unpassende oder unbequeme Kleidung
Mit dem Klimpern von Ringen oder dem dauernden Zurechtzupfen des Hemdes oder des Blazers wird das Gegenüber abgelenkt und führt bei einem selbst zu Stress.
Hände und Haare
Wenn man seine Hände nicht zeigen mag, versteckt man etwas. Und genau da wird das Gegenüber ansetzen. Ebenso bei den Haaren: Eine zu exaltierte Frisur schreit nach Aufmerksamkeit. Aber nicht im positiven Sinn, denn es lenkt von einer Person ab.
Allgemeine Hygiene
Den Kaffeefleck auf dem Hemd kann man vielleicht noch gerade so erklären. Aber bei übermässigem Konsum von Knoblauch oder einer Trainingseinheit ohne anschliessendes Duschen vor einem Interview wird das Gegenüber sich seinen Teil rasch denken.
Die Schuhe
Es gibt einen Moment vor einem Interview, wo man zu Boden schauen sollte: Schmutzige und ausgelatschte Schuhe fallen schneller auf als man denkt. Und damit steht auch bereits die Meinung über den Kandidaten.
Übung macht den Meister
Ein Jobinterview ist meist nicht alltäglich. Und da kann es vorkommen, dass man unsicher oder nervös ist. Gerade deshalb ist es notwendig, die Situation zu üben und sich damit vorzubereiten. Dies kann man Zuhause und in privatem Rahmen zum Beispiel mittels einer Videoaufzeichnung machen, wobei diese mehrheitlich sehr subjektiv ist und daher nicht den gewünschten Erfolg erzielt. Am besten und Erfolg versprechender ist es natürlich, mit einem Interview-Coach ein Interview optimal vorzubereiten. Dieser kann die Aussenwirkung aufzeigen und ist in der Lage, auch kleinste Bewegungen und Änderungen in der Mimik einzufangen. So verliert ein Jobinterview auch bald seinen Schrecken. Denn: der erste Eindruck zählt. Eine zweite Chance gibt es in einem Jobinterview praktisch nie.