Rekrutierung und Unternehmenskultur, was sind die Verbindungen. Wie spiegelt der Rekrutierungsprozess Ihre Unternehmenskultur, ist hier die Frage. Den richtigen Kandidaten für eine Stelle zu finden, kann mitunter einem Glücksspiel gleichen. Gerade in der heutigen Zeit, in der Fachleute immer schwieriger zu finden sind. Stellensuchenden stehen heute immer mehr Möglichkeiten offen, sich einen Arbeitgeber auszusuchen und vergleichen daher auch die Chancen und Möglichkeiten. Deswegen ist es unerlässlich, einen professionellen Rekrutierungsprozess zu gestalten, um so den bestmöglichen Eindruck zu hinterlassen und die bestmöglichen Kandidaten zu gewinnen. Damit sich Kandidaten mit der Unternehmung von Anfang an identifizieren können und sich nicht für ein anderes Unternehmen entscheiden, ist das Beachten von ein paar grundsätzlichen Regeln nötig. Auch mit dem Wissen, dass der heutige Kandidat der morgige Kunde sein kann, ist eine professionelle Rekrutierung unerlässlich.

Von Daniele Bardaro, Senior Talent Acquisition Expert
Lesezeit 5 Minuten

Rekrutierung und Unternehmenskultur – Ihre Auswirkungen

Ein Stelleninserat entwickeln, das auf Interesse stösst

Für Unternehmen ist dies der erste und auch der klassische Schritt zu einem neuen Mitarbeiter. Dabei ist es von besonderer Bedeutung, dass der Stellensuchende einen Einblick über die Aufgaben, aber auch über die Firma erhält. Das Stelleninserat bestimmt den ersten Eindruck. Nur so kann Interesse geweckt werden. Studien belegen, dass gut zwei Drittel der Unternehmen ihre Stelleninserate als aussagekräftig einstufen. Doch nur gut ein Drittel der Bewerber empfindet dies so.

Folgende Massnahmen versprechen mehr Interesse und damit eine erfolgreichere Stellenbesetzung. Da kann eine interessante Stellenausschreibung Wunder wirken. Stellensuchende müssen sofort erkennen können, was von ihnen verlangt wird. Ziele, Hauptaufgaben und Erfolgsfaktoren müssen daher eindeutig sein. Worauf lassen sich die Kandidaten ein?

Floskeln sind unangebracht und werden schnell durchschaut. Eine offene Erklärung was die Unternehmung ausmacht, ist hier zwingend. Zu viel Text ist nicht förderlich. Immer mehr Stellenanzeigen werden auf mobilen Geräten angeschaut. Daher sollten diese klar und präzise formuliert sein.

Wenn das Inserat mit seinem Inhalt überzeugen kann, reichen schon 300 Wörter. Alles darüber kann weniger Bewerbungen nach sich ziehen. Inserate, die mit vielen verlangten Persönlichkeitsmerkmalen aufwarten, haben entweder keine Wirkung auf den Bewerber oder blasen das Inserat unnötig auf. Kein Kandidat würde von sich behaupten, kein Teamplayer oder keine hohe Kundenorientierung zu haben. Daher ist es wichtig, sich auch hier auf das Wesentliche beschränken und somit das Inserat schlank zu halten.

Komplizierte Bewerbung schreckt ab

Ein zu kompliziertes Bewerbermanagementtool, (Applicant Tracking System) zu strikte Vorgaben bei Datei-Anhängen, unklare Fragen und eine Eingabezeit von mehr als 5 Minuten? Dies sind Punkte, die Bewerber davon abhalten können, online eine Bewerbung zu starten. Eine anwenderfreundliche Plattform erhöht die Chancen, die wirklich richtigen Kandidaten zu erreichen. Auch hier zeigen Studien auf, ein Fünftel aller Kandidaten, welche schlechte Erfahrungen im Bewerbungsprozess mit Unternehmen gemacht haben, bemängeln die Unverbindlichkeit. Hier ist es notwendig, auf klare Kommunikation und Verbindlichkeit zu setzen. Die Einhaltung von Terminen wie Vorgespräche per Telefon oder Fristen für Rückmeldungen sollten selbstverständlich sein. Eine aktive und professionelle Unterstützung in der Rekrutierung ist vielfach lohnenswert.

Schlanke Bewerbungsprozesse

Eine Bewerbung zu erhalten ist vielleicht einfach, aber das Interesse zu erhalten, gelingt nicht immer. Der Bewerbungsprozess kann auch abschreckend wirken, wenn er sinnlos erscheint, zu viel Zeit bindet oder unklar ist. Tatsache ist, dass der Kandidat wie auch die Unternehmung ein Interesse daran hat, den Bewerbungsprozess einfach, klar verständlich und innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens zu durchlaufen. Die nachstehenden Hinweise erlauben es, durch transparente Schritte einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Das Aufzeigen von den einzelnen Schritten im Bewerbungsprozess ist für beide Seiten von Vorteil. Es hilft dem Kandidaten, den Ablauf zu verstehen und verringert Doppelspurigkeit bei der Unternehmung. Dies kann im Bewerbertool oder auf der Unternehmensseite geschehen.

Suchanfragen über offene Stellen erfolgen mittlerweile zu zwei Dritteln über mobile Gerate. Eine Anpassung des Bewerbungsprozesses an diesen Umstand zahlt sich darum aus und spart Zeit. Es ist besser, die entscheidenden Kriterien einfach abzubilden und die weniger wichtigen Fragen später zu stellen. Auch wenn die Unternehmung den Bewerbungsprozess kommuniziert, ist eine Status-Rückmeldung unerlässlich. Den Kandidaten im Unklaren über das Vorgehen zu lassen, bewirkt nur, dass das Interesse nachlässt. Es ist auch eine Wertschätzung gegenüber dem Bewerber, wenn er über den Stand der Bewerbung informiert wird. Eine zeitnahe und persönliche Kommunikation wird von praktisch allen Bewerbern als positiv empfunden.

Bewerbungsprozesse dauern heute teilweise sehr lange. Erhält man heute eine Bewerbung in Sekundenschnelle, dauert dann der Prozess bis zur ersten wirklichen Kontaktnahme bis zu mehreren Wochen. Schlanke und rasche Prozesse werden von den Kandidaten als sehr positiv und professionell wahrgenommen. Zudem zeigt es, dass Firmen intern schlanke Prozesse haben und entsprechend dynamisch sind. Kandidaten empfinden mehr als zwei Interviews als unangenehm und zeitraubend. Gleich verhält es sich, wenn Bewerber durch einen Interview-Marathon geschleust werden und sich innert 3 Stunden mit acht verschiedenen Gesprächsteilnehmern unterhalten müssen. Studien zeigen, dass mit schlanken und innovativen Prozessen Fachkräfte für die Zukunft gefunden werden. Und mit modernen Rekrutierungsmethoden lässt sich auch ein modernes Active Sourcing betreiben.

Positives Interview führen

Bei einem Vorstellungsgespräch zeigt sich, ob ein guter Kandidat von der Unternehmung überzeugt wird oder eben nicht. Gerade dieses Gespräch entscheidet auch, ob ein Bewerber das Interesse behält. Folgende Punkte hinterlassen beim Kandidaten einen positiven Eindruck vom Unternehmen. Im Vorstellungsgespräch ist der Bewerber die Hauptperson. Gerade Personalverantwortliche sollten davon Abstand nehmen, standardisierte Fragen zu verwenden, sondern ein offenes Gespräch zu ermöglichen.

Richtiges Interesse und individuelle Fragen schaffen Vertrauen und lassen den Bewerber offener über seine Stärken, Schwächen und Erwartungen kommunizieren. Eine gute Vorbereitung des Gespräches ist trotzdem wichtig. Gerade Soft Skills sind ein wichtiges Kriterium für eine Unternehmung, entsprechende Fragen können hier Aufschluss geben. Kandidaten wollen wissen, was sie erwartet. Die Beantwortung von Fragen, das Beseitigen von Unklarheiten und das Eingehen auf die Kernaufgaben gehören zu einem guten Gespräch. Seitens Bewerber besteht ein grosses Interesse daran zu wissen, mit wem sie zukünftig zusammenarbeiten.

Über die Hälfte aller Kandidaten halten es für essenziell, den Vorgesetzten kennenzulernen. Daher muss dieser involviert werden, um Erwartungen zu klären. Der Kandidat soll nicht als Bittsteller angesehen werden, sondern kann die Lösung zu einem Problem sein; nämlich die Stelle erfolgreich besetzen zu können. Daher ist es umso wichtiger, ein faires und transparentes Interview auf Augenhöhe zu führen.

In einem offenen Gespräch, mit Dialogcharakter und in einer gemütlichen Atmosphäre lässt sich schneller und einfacher herausfinden, ob man zusammenpasst oder nicht.

Die wertschätzende Absage

Nicht zu vergessen ist auch, dass bei einer Absage ebenso positiv kommuniziert wird. Eine überzeugende Vorgehensweise zeigt sich auch darin, ob der Kandidaten die Unternehmung als positiv bewertet, sogar wenn eine Absage erfolgt ist. Ein solches Feedback führt dazu, dass Bewerber auch zukünftigen Angeboten offen gegenüberstehen. Nach einem Interview eine standardisierte Absage per Mail zu erhalten, kommt beim Bewerber sehr negativ an. Eine klare und ehrliche Absage, die persönlich erteilt wird, wird vom Bewerber nicht nur geschätzt, sondern hinterlässt auch einen sehr positiven Eindruck. Nochmals: Ein Kandidat kann auch ein Kunde sein. Daher ist eine entsprechende Kommunikation auch bei einer Absage wichtig.

Fazit

Durch den gesamten Einstellungsprozess hindurch kann die Rekrutierung und Unternehmenskultur sehr verbunden sein. Eine Unternehmung hat die Möglichkeit, einen positiven Eindruck, sprich eine gute Candidat Experience zu hinterlassen. Dieser Eindruck ist für Bewerber ein erster Hinweis darauf, wie es ist für dieses Unternehmen zu arbeiten. Sich dabei von anderen Unternehmen abzuheben, ist eine grosse Chance, die richtigen Kandidaten von sich zu überzeugen. Daher ist die Definition eines möglichst unkomplizierten Bewerbungsprozesses und des eigenen Stils massgebend.