Codierungen und versteckte Hinweise im Arbeitszeugnis wirken auf den ersten Blick neutral, transportieren aber zwischen den Zeilen eine kritische Botschaft. Sie kommen in der Schweiz auch heute noch vor – bewusst oder unbewusst – und können sich negativ auf Bewerbungen auswirken.
Sind Codierungen im Arbeitszeugnis erlaubt?
Nein. In der Schweiz sind Codierungen im Arbeitszeugnis nicht erlaubt. Ein Arbeitszeugnis muss wahr, wohlwollend und klar verständlich sein. Die Praxis, mit verschlüsselten Aussagen auf Schwächen hinzuweisen, widerspricht dem Transparenzgebot und kann rechtlich angefochten werden.
Wie sehen Codierungen in einem Arbeits- oder Zwischenzeugnis aus?
Codierungen erscheinen oft in scheinbar positiven oder umständlich formulierten Sätzen wie:
- „zu unserer allgemeinen Zufriedenheit“ (nicht zufriedenstellende Leistungen)
- „bemühte sich“ (Versuch ohne Erfolg)
- „nahm die Herausforderung wahr“ (Problem bestand, aber nicht gelöst)
Solche Aussagen können bewusst oder unbewusst so formuliert sein, dass sie auf geübte Leser und Leserinnen negativ wirken – insbesondere auf Personalverantwortliche.
Auch zu stark verschachtelte oder vage formulierte Sätze gelten als problematisch, weil sie viel Interpretationsspielraum bieten und keine klare Bewertung enthalten. Sie wirken auf den ersten Blick harmlos, können aber verdeckt Kritik transportieren. Beispiele:
- „Speziell zu erwähnen ist auch seine Fähigkeit, komplexe Sachverhalte und schwierig anzusprechende respektive Missbehagen auslösende Themen in verständliche Worte zu fassen, um dem Team einen bessern Umgang damit zu ermöglichen.“ → Die Aussage lässt Raum für Interpretation: Gab es Konflikte? Kommunikationsprobleme? War der Umgang im Team schwierig?
- „Sie verlor nie ihre Neugierde, informierte sich über Trends und Entwicklungen und hinterfragte auch vermeintlich in Stein gemeisselte Abläufe auf der Suche nach Verbesserungen.“ → Formulierungen wie „verlor nie ihre Neugierde“ oder „hinterfragte in Stein gemeisselte Abläufe“ wirken auf den ersten Blick positiv, können aber ebenso als Hinweise auf Unruhe, Ablenkung oder mangelnde Anpassungsbereitschaft im Sinne von „widersetzte sich etablierten Prozessen“ gedeutet werden.
👉 Weitere Informationen über Codierungen in Zeugnissen finden Sie hier: Codierungen im Arbeitszeugnis
Warum ist klare Sprache in Arbeitszeugnissen so wichtig?
Ein Arbeitszeugnis soll eindeutig formuliert sein. Missverständliche oder doppeldeutige Aussagen schaden nicht nur der Bewerbung, sondern stehen auch im Widerspruch zur gesetzlichen Zeugnispflicht. Die Wahl einer klaren und transparenten Ausdrucksweise ist deshalb zentral – sowohl für Arbeitgebende als auch für Arbeitnehmende.
Unsere Empfehlung für codierte Arbeitszeugnisse
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