Was ist im Arbeitszeugnis wichtig – diese Frage stellen sich viele Arbeitnehmende spätestens dann, wenn sie auf Stellensuche sind und ein Arbeits- oder Zwischenzeugnis vom ehemaligen Arbeitgeber erhalten. Auf den ersten Blick klingt das Dokument vielleicht hervorragend – doch Vorsicht, oft trügt der Schein. Wer wirklich verstehen will, was im Arbeitszeugnis wichtig ist, sollte genauer hinschauen.

Formulierungen wie «pünktlich», «zuverlässig» oder «verantwortungsbewusst» wirken zunächst positiv. Hand aufs Herz: Sind das nicht Grundvoraussetzungen, die jede Arbeitnehmerin oder jeder Arbeitnehmer erfüllen sollte? Wenn diese Selbstverständlichkeiten die einzigen positiven Merkmale im Zeugnis sind, verbessern sich die Chancen auf dem Arbeitsmarkt kaum. Genau deshalb ist es entscheidend zu wissen, was im Arbeitszeugnis wichtig ist, um die eigene berufliche Position zu stärken.

In diesem Beitrag erfahren Sie, was im Arbeitszeugnis wichtig ist, worauf Sie bei Ihrem Arbeits- und Zwischenzeugnis achten müssen und warum eine professionelle Beratung helfen kann, versteckte Codierungen oder fehlende Aussagen zu erkennen und zu korrigieren.

Inhaltsverzeichnis

1. Brauche ich ein Arbeits- oder Zwischenzeugnis – und was ist im Arbeitszeugnis wichtig?
2. Welche Grundsätze sind im Arbeitszeugnis wichtig?
2.1 Grundsatz des Wohlwollens
2.2 Grundsatz der Wahrheit
2.3 Grundsatz der Transparenz und Klarheit
2.4 Grundsatz der Vollständigkeit
3. Wann ist ein Arbeitszeugnis wichtig?
4. Wie erkennt man, ob ein Arbeitszeugnis schlecht ist?
4.1 Wie sehe ich „Codes“ im Arbeitszeugnis?
4.2 Rechtliche Grauzone
4.3 Wie erkenne ich negative Formulierungen im Arbeitszeugnis?
4.4 Weglassen wichtiger Leistungen
5. Darf eine Krankheit im Zeugnis erwähnt werden?
5.1 Beschluss Arbeitsgericht
5.2 Schadenersatzpflichtig
6. Was tun, wenn ein Arbeitszeugnis nicht gut ist?

Von Daniele Bardaro, Experte Arbeitszeugnisse – 3 Minuten Lesezeit

1. Brauche ich ein Arbeits- oder Zwischenzeugnis – und was ist im Arbeitszeugnis wichtig?

Einige stellen sich vielleicht die Frage, ob sie überhaupt ein Arbeits- oder Zwischenzeugnis benötigen. Schliesslich lässt sich auch aus dem Lebenslauf erkennen, welchen Beruf man ausgeübt und mit welchen Tätigkeiten man sich befasst hat. Dennoch ist in der Schweiz das Arbeits- oder Zwischenzeugnis ein zentrales Dokument für ein aussagekräftiges Bewerbungsdossier. Es bietet nicht nur einen detaillierten Einblick in Ihre Tätigkeiten im Unternehmen, sondern hebt auch besondere Fähigkeiten und Leistungen hervor. Zudem wird darin Ihr Umgang mit Kolleginnen, Kollegen und Vorgesetzten sowie Ihre Arbeitsmoral bewertet – alles Punkte, die zeigen, was im Arbeitszeugnis wichtig ist.

2. Welche Grundsätze sind im Arbeitszeugnis wichtig?

Im Schweizer Obligationenrecht sind die zentralen Grundsätze festgelegt, nach denen ein Arbeits- oder Zwischenzeugnis verfasst werden muss. Diese Regeln zeigen klar, was im Arbeitszeugnis wichtig ist und wie eine korrekte Formulierung aussieht. Nachfolgend die wichtigsten Grundprinzipien.

2.1 Grundsatz des Wohlwollens

Ein Zeugnis darf das wirtschaftliche und berufliche Fortkommen einer Arbeitnehmerin oder eines Arbeitnehmers nicht erschweren. Daher gilt im Arbeits- und Zwischenzeugnis der Grundsatz des Wohlwollens. Negative Leistungs- oder Verhaltensbeurteilungen sind nur zulässig, wenn schwerwiegende Vorkommnisse vorlagen und diese mehrfach auftraten.

2.2 Grundsatz der Wahrheit

Jedes Arbeitszeugnis muss inhaltlich korrekt und objektiv formuliert sein. Beurteilungen müssen für Aussenstehende nachvollziehbar und überprüfbar sein. Vorkommnisse, die die Arbeit erheblich beeinträchtigten, sind ebenfalls wahrheitsgemäss aufzuführen.

2.3 Grundsatz der Transparenz und Klarheit

Ein Arbeits- oder Zwischenzeugnis muss allgemein verständlich, transparent und frei von zweideutigen Aussagen sein. Verschleierte Formulierungen oder Codierungen sind unzulässig und können als Geheimcodes interpretiert werden.

2.4 Grundsatz der Vollständigkeit

Im Zeugnis darf nichts Wesentliches fehlen. Wird Leistung oder Verhalten nicht erwähnt, kann dies als „qualifiziertes Schweigen“ verstanden werden – mit der möglichen Interpretation, dass der Arbeitgeber nicht zufrieden war.

Praxis-Hinweis: Wie diese Grundsätze umgesetzt werden, kann von Arbeitgeber zu Arbeitgeber variieren. Wichtig ist, dass ein Zeugnis keine versteckten Stolperfallen enthält und klar erkennbar ist, was im Arbeitszeugnis wichtig ist.

3. Wann ist ein Arbeitszeugnis wichtig?

Ein Arbeitszeugnis oder Zwischenzeugnis ist in der Schweiz fast so bedeutsam wie ein Diplom nach einer Ausbildung – und kann entscheidend für den Erfolg Ihrer Bewerbung sein. Nach Artikel 330 OR haben Sie jederzeit das Recht, ein Zeugnis zu verlangen. Wer weiss, was im Arbeitszeugnis wichtig ist, kann es gezielt für die eigene Karriere nutzen.

Häufig entscheidet die Qualität und der Inhalt des Zeugnisses darüber, ob Sie in die engere Auswahl kommen oder zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden. Deshalb kann eine fachgerechte Prüfung zu Ihrem Arbeits- oder Zwischenzeugnis eine lohnende Investition sein.

Ohne ein Arbeitszeugnis im Bewerbungsdossier riskieren Sie, dass Ihre Bewerbung von Personalverantwortlichen gar nicht berücksichtigt wird. Verzichten Sie also keinesfalls auf dieses wichtige Dokument. Falls Ihnen Ihr Arbeitgeber nach Austritt kein Zeugnis ausstellt, dürfen Sie es ausdrücklich einfordern – es ist Ihr gutes Recht.

4. Wie erkennt man, ob ein Arbeitszeugnis schlecht ist?

Ein Arbeitszeugnis muss in der Schweiz bestimmten Vorschriften entsprechen. Bei guten Leistungen ist das Formulieren für den Arbeitgeber unproblematisch. Schwieriger wird es, wenn er mit Leistung oder Verhalten unzufrieden war. Das Gesetz verlangt einerseits eine wohlwollende Formulierung, andererseits muss der Inhalt wahrheitsgemäss sein. Das Wohlwollen endet daher oft an der Grenze zur Wahrheit. Die Frage lautet also: Wie beschreibt man eine mangelhafte Leistung, ohne direkt zu kritisieren?

4.1 Wie sehe ich „Codes“ im Arbeitszeugnis?

Um schwache Leistungen zu umschreiben, greifen viele Arbeitgeber zu sogenannten Codes oder Geheimsprache. Die Schweizerische Eidgenossenschaft beschreibt dies als «vordergründig neutrale oder positive Formulierungen, durch die für Eingeweihte negative Botschaften transportiert werden». So werden schlechte Leistungen mit vermeintlich positiven Aussagen verschleiert. Für erfahrene Recruiter sind solche Formulierungen ein Signal, dass nicht alles positiv war. Mehr zu diesem Thema finden Sie hier:

4.2 Rechtliche Grauzone

Codierungen sind in der Schweiz zwar verboten, bewegen sich aber oft in einer Grauzone. Einerseits ist schwer zu definieren, wann ein Zeugnis „codiert“ ist, andererseits sind nicht alle Personalverantwortlichen mit dieser Praxis vertraut. Manche Formulierungen entstehen daher unbewusst, wirken aber dennoch negativ. Ob eine Codierung absichtlich oder unbeabsichtigt erfolgt, lässt sich fast nie eindeutig feststellen.

4.3 Wie erkenne ich negative Formulierungen im Arbeitszeugnis?

Sätze wie «Er/Sie bemühte sich …», «ausreichend» oder «zufriedenstellend» klingen harmlos, sind aber Warnsignale. Wer sich nur „bemühte“, hat ein Ziel nicht erreicht; «ausreichend» bedeutet minimal akzeptabel. Auch ein schlichtes «gut» ist nicht immer positiv zu werten – wirklich gute Leistungen werden mit Verstärkern wie «stets» oder «jederzeit» beschrieben. Verschachtelte oder missverständliche Formulierungen, die Interpretationsspielraum lassen, sind ebenfalls ein Risiko. Mehr Beispiele finden Sie hier:

4.4 Weglassen wichtiger Leistungen

Oft wird Kritik auch durch das Weglassen entscheidender Punkte ausgedrückt. Fehlt bei einem Verkäufer etwa der Hinweis auf Kundenfreundlichkeit, ist das kein gutes Zeichen. Gleiches gilt für das Fehlen eines Austrittsgrundes, sofern er für das Verständnis der Beurteilung wichtig wäre. Bei befristeten Anstellungen ist das Weglassen hingegen üblich.

Fazit: Wer versteht, was im Arbeitszeugnis wichtig ist, erkennt auch, ob ein Zeugnis Stolperfallen, Codierungen oder Auslassungen enthält, die das berufliche Fortkommen behindern können.

5. Darf eine Krankheit im Zeugnis erwähnt werden?

5.1 Beschluss Arbeitsgericht

Auch hier musste eine Firma aufgrund eines Beschlusses des Arbeitsgerichtes in Zürich ein Zeugnis abändern. Darin wurde vermerkt, dass ein Arbeitnehmer bei einer Anstellung von 36 Monaten während 8 Monaten krank war. Ein Arbeitgeber, der dieses Zeugnis liest, könnte annehmen, dass die Leistungsfähigkeit vermindert sei oder der Arbeitnehmer nicht Willens sei, die Leistung zu erbringen. Da es sich aber um eine abgeschlossene Krankheit handelte und die Leistungen ansonsten gut waren, musste dieser Hinweis entfernt werden. Kommt hinzu, dass die Erwähnung von Krankheitsausfällen in Arbeitszeugnissen der Verhältnismässigkeit unterstehen. Bei einem Arbeitnehmer, der während einer Anstellung von 12 Monaten rund 9 Monate krank war, darf von einer Verhältnismässigkeit gesprochen und der Ausfall darf im Zeugnis vermerkt werden.

5.2 Schadenersatzpflichtig

Auch sind sich viele Arbeitgeber nicht bewusst, dass sie schadenersatzpflichtig werden, wenn ein Arbeitnehmer aufgrund eines ungerechtfertigt schlechten Zeugnisses keine neue Stelle findet. Dies gilt ebenfalls, wenn Unternehmen das Zeugnis nicht oder verspätet ausstellen wollen. Dies kommt leider häufiger vor, wenn die Kündigung angefochten wird. Jedoch haben Arbeitnehmer von Gesetzes wegen jederzeit und ohne Grund Anspruch auf ein Zeugnis.

6. Was tun, wenn ein Arbeitszeugnis nicht gut ist?

Egal, wie Ihr Arbeitszeugnis ausfällt: Lassen Sie sich von möglichen Codes, fehlenden Angaben oder vagen Formulierungen nicht verunsichern. Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Zeugnis codiert oder nicht wahrheitsgemäss ist, suchen Sie das direkte Gespräch mit dem Arbeitgeber. Fragen Sie konkret nach, weshalb eine bestimmte Formulierung gewählt wurde oder warum eine Leistung nicht erwähnt wird. So lassen sich Missverständnisse oft klären.

Sie dürfen auch intervenieren, wenn einmalige negative Ereignisse erwähnt werden – solche Aussagen sind im Arbeitszeugnis unzulässig. Im Zweifelsfall ist es sinnvoll, Ihr Arbeits- oder Zwischenzeugnis professionell prüfen zu lassen. So stellen Sie sicher, dass alle rechtlichen, formalen und inhaltlichen Anforderungen erfüllt sind und Sie wissen, was im Arbeitszeugnis wichtig ist. Sollte das Zeugnis nicht korrekt sein, können Sie eine Anpassung verlangen. Denken Sie daran: Ein gutes Arbeitszeugnis ist oft der Schlüssel zu Ihrer nächsten Stelle.

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